Der kulturelle Unterschied: Wie Farben unser Gefühl beeinflussen

Der Einfluss der Farben

Wenn wir genau nachdenken, kann sicher jeder von uns auf einen Moment zurückblicken, in dem sich unsere Stimmung und unsere Gefühle spürbar änderten, ohne dass wir dafür einen äußeren Anlass hätten ausmachen können. Vielleicht fällt dem einen oder anderen dann aber ein, dass seine Umgebung eine bestimmte Farbe hatte, die meist unbewusst positive oder auch negative Eindrücke hinterlassen hat. Denn nicht nur deutliche äußere Reize wie Geräusche, Bilder oder die Interaktion mit anderen Menschen haben Einfluss auf unser Gefühlsbild, sondern genauso die Farben unserer Umgebung.

Die besondere Wirkung von Farben auf den menschlichen Geist ist uns von der Natur als Überlebenshilfe eingebaut. So kann der menschliche Verstand Farbnuancen erkennen und verarbeiten, um anfangs bewusst, später aber unbewusst, zu entscheiden, ob etwa eine farbige Frucht bereits reif oder ob ein Feuer heiß und gefährlich ist. Im Laufe der Zeit wird die Notwendigkeit, instinktiv auf bestimmte Farben zu achten, bei Menschen durch andere Aspekte, wie etwa Erfahrungswerte, ersetzt. Jedoch verlieren sie ihre Signalwirkungen, die bestimmte Gefühle oder Stimmungen im Körper auslösen, niemals vollständig.

Unterschiedliche Farbenwirkung durch einzigartige kulturelle Prägungen 

Die Wirkung einzelner Farben oder Farbkombinationen auf die Menschen ändert sich durch die kulturelle Prägung von Gemeinschaften und Ethnien, je nach Kulturkreis. Da in vielen Teilen der Welt die Menschen mit ganz anderen gesellschaftlichen oder kulturellen Hintergründen aufwachsen, die in einer ganzen Reihe von Fällen mit Farbnuancen verknüpft sind, reagiert jeder von uns anders auf einzelne Farben oder Farbkombinationen. Interessant ist es, dass keine Farbe ausschließlich positive oder negative Wirkungen auf das menschliche Gemüt hat, sondern in den meisten Fällen beides in unterschiedlicher Stärke auftritt.

Welche Farbe bereitet Ihnen gute Laune? — ©lupiklv | Fotolia

Verschiedene Kulturen und verschiedene Bedeutungen von Farben

Beginnen wir mit der Farbe Rot. Ursprünglich die intensivste aller warnenden und beunruhigenden Farben, steht sie je nach Kulturkreis für oftmals sehr positive Aspekte. So ist rot im asiatischen Raum oft als Farbe von Glück und Freude bekannt und wird bei Hochzeiten oder der Geburt von Kindern gern symbolisch verwendet. Die Geburt von Kindern und das Leben im Allgemeinen, wird auch in manchen afrikanischen Gebieten von der Farbe Rot begleitet. Interessanterweise gibt es aus der gleichen Region auch Beispiele die die Farbe eher mit Trauerbräuchen in Verbindung bringen. In ägyptischen und antiken Kulturen galt das Rot als Zeichen für etwas Kostbares und Auffälliges, es wurde daher auf Kleidung oder Körperbemalung verwendet. Diese Wirkung lässt sich in europäischen Kulturkreisen auch heute noch finden, denn hier werden Stärke, Selbstbewusstsein und positives Auftreten noch immer mit der Farbe Rot, vor allem auf Kleidung, assoziiert. Doch auch die ursprünglichen Signaleigenschaften wie Feuer, Gefahr und Ärger werden weiterhin durch ein kräftiges Rot ausgelöst und damit verknüpft.

Ebenso einprägsam wie das Rot ist für den menschlichen Geist seit jeher die Farbe Blau. Steht sie im Orient oder asiatischen Kulturen auf der einen Seite für die Farbe der guten Geister oder der Götter des Himmels die Umsicht, Glauben und Treue bedeuten, so wird sie gleichermaßen mit dem lebensspendenden Wasser und damit als Segen und Heilsquelle positiv konnotiert. In der europäischen Kultur erfüllt Blau meist vertrauenerweckende Eigenschaften und wird mit Empfindungen wie Treue, Autorität und Qualität in Verbindung gebracht. Allerdings gibt es hier genau entgegengesetzte Empfindungen, wie unter anderem mentale Kälte oder Furcht.

Komplementär zum Blau, steht im Farbkreis die Farbe Gelb. Kaum eine Farbe hat eine widersprüchlichere Wirkung auf den Menschen, die sich je nach kulturellem Hintergrund bemerkbar macht. So ist sie, als Farbe der Sonne, zum Beispiel in der arabischen Welt mit Wohlstand und höchstem Glück verknüpft, während sie in Südamerika gleichermaßen Freude aber auch Empfindungen von Neid und Krankheit hervorruft. Auch im asiatischen Raum kann man einen solchen Widerspruch feststellen: Hier symbolisiert gelb gleichermaßen Weisheit, Würde und Toleranz, wird aber auch mit Schwäche und Flatterhaftigkeit in Verbindung gebracht. Der europäische Kulturkreis macht da keine Ausnahme, denn auch hier sind die Unterschiede gravierend. So wird gelbe Farbe auf der einen Seite als fröhlich, aktiv und offen empfunden, kann aber gleichzeitig mit Ärger, Krankheit und Eifersucht konnotiert werden.

Ebenfalls eine sehr differenzierte Wirkung auf verschiedene Personenkreise hat die Farbe Grün. Im asiatischen Raum steht sie gleichermaßen für Jugend, Ruhe und Glück aber auch für die unbestimmbare Angst. In den arabischen Ländern behält sie bis heute ihre ursprüngliche Verknüpfung mit Fruchtbarkeit und Stärke bei. In europäischen Gebieten symbolisiert Grün auf der einen Seite Hoffnung, Gesundheit und Unbeschwertheit, wird aber auch von manchen Menschen als Farbe von Neid, Unreife und Langeweile identifiziert.

Eine Farbe, viele Empfindungen

Nach diesen Vergleichen sehen wir also, dass Farben im menschlichen Geist bisweilen recht starke Empfindungen auslösen können. Die Assoziationen, die sich mitunter sehr stark unterscheiden, sind kulturell gewachsen und verwurzelt und je nach Herkunftsregion oder manchmal sogar nach persönlichen Vorlieben oder Erfahrungen unterschiedlich.

Es bleibt festzuhalten, dass eine bestimmte Farbe individuell auf eine Person wirken und sie positiv oder negativ beeinflussen kann. Wenn Sie also das nächste Mal eine schwierig zu erklärende Gemütsveränderung an sich wahrgenommen haben, lohnt es sich daran zu erinnern, mit welchen Farben man in dem betreffenden Moment konfrontiert gewesen war, denn das könnte der Grund für ihre Empfindungen gewesen sein.

Bildnachweis Titelbild: Farbe bekennen: ©blende11.photo | Fotolia

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